Fortran Compilersysteme – Ein kurzer Ratgeber zur Auswahl

Wir bieten Compilersysteme für PC unter

  • Windows
  • Linux
  • sowie für Apple Mac-Rechner unter OS X

an. Für Linux und Mac OS X sind dies Compilersysteme von Absoft oder Intel. Für Windows besteht die größere Produktvielfalt. Sie können hier wählen zwischen Compilersystemen von Absoft, Intel, Lahey und Silverfrost. Letzterer, d.h. der Silverfrost FTN95 erlaubt als einziger zudem auch die Fortran Programmierung für .NET.
*** Anmerkung 1.9.2022: Absoft ProFortran ist nicht mehr erhältlich. ***

*** Anmerkung 5.12.2022: Lahey Fortran ist nicht mehr erhältlich. ***

Welches von diesen Compilersystemen für Sie das richtige ist, können Sie eventuell nach folgenden Kriterien entscheiden:

  • Gibt es programmiersprachliche Vorgaben?
    Ist Kompatibilität bspw. zu IBM, Watcom, Microsoft, Digital oder Compaq Visual Fortran gefragt? Werden Laufzeitfunktionen verwandt, die es so bspw. nur in Lahey Fortran F77L, LF32 oder LF90 oder Salford FTN77 oder in anderen Compilern gab? Wollen Sie Sprachmittel aus Fortran 2003, 2008 oder gar 2018 nutzen können bzw. objektorientiert programmieren, Ihre Programme parallelisieren können usf.?
    Wenn Sie hier unsicher sind, können Sie uns gerne um Rat fragen. Wir kennen uns aus, haben selbst mit diesen Compilersystemen gearbeitet.
  • Programmieren Sie in Fortran regelmäßig oder sporadisch?
    Ist letzteres der Fall, dann empfiehlt sich ein einfach zu bedienendes Compilersystem, in dem man sich nicht jedes Mal erst zurecht finden muß, wenn man die Entwicklungsumgebung startet. Also bspw. Silverfrost FTN95 oder Absoft ProFortran.
    Andernfalls kann man auch zu den Compilersystemen von Intel oder Lahey greifen, die aufgrund Ihrer Einbettung in Visual Studio größere Anforderungen an ihre Benutzung stellen.
  • Wollen Sie gemischtsprachlich programmieren, bspw. Ihre Fortran Unterprogramme in C/C++ Programmen einbinden?
    Die meisten Möglichkeiten bietet hier Intel Fortran. Das Compilersystem ist aber auch diesbezüglich das komplizierteste (wir bieten Schulungen zum Thema an). Einfacher ist es mit Silverfrost FTN95 oder Absoft ProFortran.
  • Möchten Sie unter Windows graphische Bedienoberflächen (GUIs) entwickeln können, d.h. die Benutzerinteraktion ohne READ(*,…), sondern mit Dialogen, Eingabefeldern, Mausbedienung etc. gestalten?
    Dies gelingt vermutlich am einfachsten und schnellsten mit dem Silverfrost FTN95, der über ein Werkzeug namens ClearWin+ verfügt, mit dem dies nach kurzer Einarbeitungszeit (ca. 1/2 Tag) möglich ist. ClearWin+ erlaubt nicht nur im Gegensatz zu den Wettbewerbern statische Dialoge zu erstellen, sondern auch dynamische, die während der Laufzeit variabel sein können.
    Absoft ProFortran bietet ein Fortran Application Framework (AWE), mit dem man ebenfalls Windows GUIs entwickeln kann, allerdings sind die Möglichkeiten beschränkter als beim FTN95. AWE ist auch Bestandteil von Absoft ProFortran für Linux und Mac OSX, so daß einfache GUIs für diese Betriebssysteme mit Absoft ProFortran möglich werden.
    Intels Fortran Compilersystem für Windows enthält ebenfalls Routinen zur Programmierung von GUIs (auch hier bieten wir eine Schulung zum Thema Windows-Programmierung an). Um diese jedoch nutzen zu können ist ein vollständige Microsoft Visual Entwicklungsumgebung vonnöten. Bei den Editionen für Linux und Mac OS X bietet Intel Fortran keine GUI Unterstützung.
    Lahey Fortran liefert eine reduzierte Version des Winteracter mit (das Winteracter Starter Kit – WiSK), so daß auch damit einfache Windows Bedienoberflächen erstellt werden können.
    Für alle zuvor genannten Compilersysteme bieten wir jedoch zusätzlich Graphikbibliotheken bzw. Toolkits für die GUI Entwicklung an (namentlich: Winteracter und GINO), und das nicht nur für Windows. Meist ist es ratsam für die Entwicklung komplexere GUIs derartige AddOns zu verwenden.
  • Ist höchste Performance ein Muß? Oder genügt Ihnen ein solides Compilersystem, mit dem Sie akzeptable Laufzeiten Ihrer Programme erzielen?
    Die ausgefeiltesten Möglichkeiten hinsichtlich Performancesteigerung bietet sicherlich Intel Fortran, allerdings mit der Beschränkung, daß die Hochleistung nur auf bestimmten Intel-Prozessoren erzielt wird und Programme nicht mehr auf allen sog. Intel-kompatiblen Prozessoren (bspw. von AMD) funktionieren.
    Auch Absoft ProFortran bietet Möglichkeiten der parallelisierten Programmierung (mittels OpenMP), so daß dieses Compilersystem durchaus eine Alternative zu Intel Fortran darstellt, da AMD und Intel Prozessoren gleichermaßen bedient werden.
    Weiterführende Informationen und Runtime-Benchmarks finden Sie in unserem Compilervergleich.
  • Stellen Sie besondere Anforderungen an den Debugger, der bei fast allen unseren Compilersystemen zum Lieferumfang zählt?
    Unter Windows bieten die Compilervarianten, die sich in Visual Studio integrieren, also Intel Fortran und Lahey Fortran, die meisten Möglichkeiten.
    Absoft ProFortran und Silverfrost FTN95 sind mit einer eigenen Entwicklungsumgebung und eigenem Debugger ausgestattet. FTN95 kann aber alternativ auch in Visual Studio integriert werden und dann den dort vorhandenen Debugger nutzen.
  • Welche Anforderungen stellen Sie an die Entwicklungsumgebung (Integrated Development Environment – IDE)?
    Unter Windows liefert Lahey eine Microsoft Visual Studio Shell (VS), in die sich die Compiler integriert. Bei Intel ist/war sie bis v19 Update 2 ebenfalls inbegriffen. VS ist sicher funktionell sehr umfangreich, aber nicht auf die Fortran Programmierung beschränkt, was vielen Fortran Programmierern die IDE als überfrachtet erscheinen läßt und die Bedienung anfänglich erschwert (wir bieten Schulungen zur Fortran Programmierung in VS an).
    Absoft ProFortran und Silverfrost FTN95 sind beide mit einfacheren, aber „Fortran zentrierten“ Entwicklungsumgebungen ausgestattet und somit insbesondere für „Gelegenheitsprogrammierer“ leichter zu benutzen. Absoft ProFortran ist der einzige Hersteller, der eine einheitliche IDE für alle drei PC Betriebssysteme mitliefert. Intels Compilersysteme für Linux und Mac OS X werden ohne IDE bereitgestellt.
  • Wollen Sie Fortran-Programme für verschiedene Betriebssytemplattformen erstellen?
    Sowohl Absoft als auch Intel bieten ihre Compiler für Linux, Mac OS X und Windows an. Allerdings finden Sie nur bei Absoft die gleiche Entwicklungsumgebung vor (AbsoftTools Fortran IDE), was die plattformübergreifende Arbeit sehr erleichtern kann.
  • Andere Kriterien?
    Nun, da wären zu nennen Compilier- und Linkgeschwindigkeit oder die Compilerdiagnostik (wie gut bzw. hilfreich sind die Fehlermeldungen? was läßt der Compiler zu, was nicht?). Intels Compiler bietet hier vielfältige Möglichkeiten, derart, daß man auch syntaktisch nicht ganz Fortran Standard konforme Programme durch den Compiler „geschleust“ bekommt. Allerdings ist er auch mit der langsamste Compiler. Insbesondere im Vergleich zum schnellen Silverfrost FTN95, der allerdings die Syntax Ihrer Programme wesentlich strenger prüft (was kein Nachteil sein muß, sondern eher im Gegenteil qualitätssteigernd wirkt).
    Auch die Ausstattung bzw. das Zubehör (werden bspw. Numerikbibliotheken mitgeliefert?) sind sicher ein Kriterium. Was wünscht man sich, was gibt es für den speziellen Compiler sind die Fragen, die man sich stellen muß (oder uns). Unsere und die Webseiten des Herstellers sollten hierzu hinreichend Auskunft geben. Wenn nicht, fragen Sie uns.

Unsere Empfehlung: Fragen Sie uns, oder probieren Sie die Compilersysteme aus (wenn Sie die Zeit dazu haben). Fast alle Hersteller bieten Testversionen für einen beschränkten Zeitraum zum Ausprobieren an.